von Moritz Sommer, Simon Teune und Corinna Harsch
ABSTRACT
Der Beitrag vergleicht die mediale Berichterstattung zu den G20-Protesten in Hamburg und zeigt so journalistische Spielräume jenseits einseitiger Gewaltfokussierungen auf. Der Vergleich von sieben Tageszeitungen in Bezug auf den Umfang und Fokus der Berichterstattung, die Auswahl von Sprecher*innen, die Bewertungen und die Auseinandersetzung mit den Protestmotiven verdeutlicht eine Entgegensetzung von vergleichsweise protestaffinen Zeitungen des liberalen Spektrums und dem Protest deutlich negativ gegenüberstehenden Zeitungen des konservativen Spektrums. Titelbild: Montecruz Fotos (cc-by-sa via Flickr) |
Das Bild von Protest
Unsere Wahrnehmung von Protest entsteht zumeist vor dem Hintergrund seiner medialen Berichterstattung. Medial vermittelte Bilder und Deutungsangebote prägen unser Verständnis der Situation vor Ort; sie helfen uns die Geschehnisse einzuordnen und zu interpretieren.
Im Rahmen des Forschungsprojekts Mapping #NoG20 haben wir die mediale Berichterstattung zu den G20-Protesten in Hamburg im Juli 2017 untersucht (Methoden). Im Gesamtbild der von uns untersuchten Zeitungen haben wir eine deutliche Verengung des Blicks und eine Fokussierung auf die gewalthafte Eskalation der Protestwoche festgestellt (Abschnitt Gewalt im Fokus im Bericht). Derart konfliktreiche Entwicklungen – inklusive der Bilder von geplünderten Einkaufsläden und brennenden Autos – bergen einen Nachrichtenwert, dem sich Journalist*innen kaum entziehen können. In diesem Sinne ist die Fixierung auf die gewalthafte Eskalation wenig überraschend und nahezu zwangsläufig.
In Hamburg bildet die Auseinandersetzung mit der Eskalation den medialen Rahmen der Berichterstattung. Allerdings zeigen Unterschiede zwischen den untersuchten Zeitungen, dass es innerhalb dieses Rahmens Spielräume gibt. Der Raum, den Gewalt einnimmt und die Perspektiven auf das Geschehen variieren. Journalist*innen und Zeitungsredaktionen entscheiden, über welche Proteste berichtet wird, welche Bilder im Vordergrund stehen und wer in den Berichten zu Wort kommt. Diese Entscheidungen prägen das Bild, das die Leser*innen von dem Protest vermittelt bekommen (siehe auch Teune & Sommer 2017).
Die Auswahl der untersuchten Zeitungen folgt unter anderem dieser Forschungsperspektive. Wir vergleichen die Printberichterstattung konservativer Zeitungen (Die Welt, Frankfurter Allgemeine Zeitung, Bild) liberaler Zeitungen (Süddeutsche Zeitung, die tageszeitung) und zweier Lokalzeitungen (Hamburger Morgenpost und Hamburger Abendblatt). Dafür wurden die Datenbanken NexisLexis, Wiso Praxis und die Online Archive der Süddeutschen Zeitung und der F.A.Z. nach Artikeln mit der Zeichenfolge „G20“ oder „G-20“ oder „G 20“, für den Zeitraum drei Wochen vor dem Protestauftakt und vier Wochen nach Protestende, also vom 12. Juni bis zum 5. August 2017 durchsucht. In den überregionalen Tageszeitungen wurden 2.463 Artikel zu G20 gefunden, in 1.163 davon wurden Proteste erwähnt. Nur diese fließen in die Auswertung ein. Kurzmeldungen, Leser*innenbriefe und Kommentare aus anderen Zeitungen wurden nicht berücksichtigt.
Im Folgenden nehmen wir Unterschiede der Berichterstattung genauer in den Blick. Dabei wird deutlich, dass sich der wahrgenommene Ausschnitt und die Perspektive auf die Ereignisse in Hamburg auch aus der Wahl des medialen Zugangs ergibt. Die von uns untersuchten Zeitungen unterscheiden sich im Hinblick auf Fokus, Deutungsmuster sowie implizite und explizite Bewertungen. Leser*innen der Taz wird ein anderes Bild der Proteste vermittelt als Leser*innen der FAZ. Diese Differenzen zwischen den medialen Angeboten beeinflussen die Meinungsbildung und die sich daraus ableitenden Forderungen nach notwendigen Konsequenzen innerhalb der Leser*innenschaft.
Die Spielräume der Berichterstattung werden auf vier Ebenen analysiert: Erstens betrachten wir die unterschiedliche Fokussierung auf die verschiedenen Protestereignisse in Hamburg. Zweitens vergleichen wir die Zusammensetzung der Sprecher*innen, die in den Zeitungen zu Wort kommen. Drittens blicken wir auf unterschiedliche Bewertungen der Protestierenden und viertens untersuchen wir den Raum, der den Motiven der Demonstrierenden eingeräumt wird.
Umfang und Fokus der Berichterstattung
Protestakteure zielen darauf ab mediale Aufmerksamkeit für ihre Anliegen zu generieren. Dabei sind sie von medialen Gatekeeper*innen und ihren journalistischen Selektionskriterien abhängig. Diese Kriterien und die generelle Aufmerksamkeit für den Protest unterscheidet sich von Medium zu Medium.
Die unterschiedliche Bedeutung, die den Protesten gegen den G20-Gipfel beigemessen wird, zeigt sich bereits im Umfang der Berichterstattung. Abbildung 1 vergleicht die Anzahl der Artikel zwischen dem 12. Juni und dem 5. August 2017, die allgemein oder ereignisspezifisch über die Proteste gegen den G20-Gipfel berichten. Die lokale Verankerung der Redaktionen ist für das Ausmaß der Berichterstattung ein wesentlicher Faktor. So liegen die beiden Lokalzeitungen Hamburger Abendblatt und Hamburger Morgenpost (MOPO) mit 361 Artikeln und 214 Artikeln auf den Positionen 1 und 3. Durchbrochen wird die Dominanz der Hamburger Zeitungen allein durch die protestaffine Taz mit knapp 300 Artikeln, die damit weit vor den anderen überregionalen Zeitungen liegt. In der Bild-Zeitung finden sich nur 39 Artikel mit Bezug zu den G20-Protesten.
Zusätzlich wurden die Artikel daraufhin untersucht, ob und welche spezifischen Ereignisse erwähnt werden. So haben im Abendblatt rund 60% der Artikel mindestens einen Bezug zu einem oder mehr spezifischen Protestereignissen; bei der Bild-Zeitung ist es nur knapp jeder vierte Artikel.
Abbildung 1: Umfang der Berichterstattung zu den Protesten gegen den G20-Gipfel
Wie verteilt sich nun die Berichterstattung auf die verschiedenen Ereignisse während der Protestwoche in Hamburg? Dafür haben wir 20 spezifische Protestereignisse definiert und wiederum die Berichterstattung der Zeitungen verglichen. Bei allen Zeitungen wird den konfliktbeladenen Ereignissen, der ‚Welcome to Hell‘-Demonstration, den riots im Schanzenviertel am Freitag und den Protestcamps am meisten Aufmerksamkeit zuteil (Abschnitt Der Filter der Nachrichtenproduktion im Bericht). Die Gewichtung unterscheidet sich aber bereits in dieser Gruppe; so zielen in SZ, Bild und Welt jeweils rund ein Viertel aller Ereignisbezüge auf die ‚Welcome to Hell‘-Demonstration – relativ gesehen deutlich mehr als im Abendblatt (12%), der Taz oder der MOPO (jeweils 16%).
Weniger konfliktbeladene Ereignisse wie die Abschlusskundgebung – die zahlenmäßig größte Demonstration gegen den G20-Gipfel – erhalten weitaus weniger Aufmerksamkeit und auch hier unterscheiden sich die Zeitungen. Während in der Taz knapp zehn Prozent der Artikel mit spezifischem Protestbezug auf diese Demonstration zielen, deckt die Bild-Zeitung diese überhaupt nicht ab. In SZ, Welt, MOPO und FAZ sind es zwischen fünf und sieben Prozent und vor dem Hintergrund des allgemein geringeren Berichtsvolumens, deutlich weniger Artikel (zwischen drei Artikel in der Welt und zehn in der MOPO). Ähnliches gilt für die Demonstration ‚Protestwelle‘, die in 14 Taz-Artikeln, aber in keinem Artikel der FAZ oder der Bild und nur in zwei Welt-Artikeln Aufmerksamkeit erfährt und für den Alternativgipfel, der in den konservativen Zeitungen FAZ, Welt und Bild keine Resonanz findet.
Generell ist das vermittelte Gesamtbild der Proteste in den Hamburger Zeitungen und in der Taz deutlich diverser als insbesondere in der Bild und der Welt. So entfallen in der MOPO, in der Taz und im Abendblatt etwa die Hälfte der Ereignisbezüge auf die drei zentralen Events. In der Bild sind es fast drei Viertel und in der Welt knapp zwei Drittel. SZ und FAZ liegen mit rund 58 Prozent dazwischen. Während in MOPO, Abendblatt und Taz alle untersuchten Events mindestens in einem Artikel erwähnt werden, sind es in der Bild, FAZ und Welt entsprechend zehn, sieben und fünf Ereignisse, die überhaupt keine Berücksichtigung finden.
Im Vergleich zu den Hamburger Zeitungen und den Zeitungen aus dem liberalen Spektrum sind von Gewalt geprägte Ereignisse wie die riots oder die ‚Welcome to Hell‘-Demonstration in den konservativen Zeitungen und der Bild stark überrepräsentiert. Unterrepräsentiert sind dagegen Diskussionsveranstaltungen wie der Alternativgipfel und Demonstrationen ohne größere Konfrontationen wie Bildungsstreik, ‚Protestwelle‘ oder Abschlusskundgebung.
Wer kommt zu Wort? Die Auswahl der Sprecher*innen
Neben der eigenen Beschreibung und Deutungen der Protestdynamik, greifen Medien auf direkte und indirekte Zitate zurück. O-Töne vermitteln einen unmittelbaren Eindruck der Situation. Um unterschiedliche Positionen abzubilden sind sie für Journalist*innen ein wesentliches Gestaltungselement. Für die Sprecher*innen bieten Zitate eine Möglichkeit, die eigene Sicht der Dinge darzulegen. Die Bandbreite der Argumente und Sichtweisen kann durch die Wiedergabe der Aussagen von Polizei und Politik, von Demonstrierenden, Anwohner*innen und anderen Akteuren wie wissenschaftlichen Kommentator*innen abgedeckt werden. Die Entscheidung der Berichterstatter*innen, welche Sprecher*innen in einem Beitrag zu Wort kommen und welcher Raum ihnen eingeräumt wird, führt zu einem spezifischen Eindruck der Situation. Ob Aussagen der Polizei im Zentrum stehen oder die der Protestierenden, ob die Deutungsmuster des Hamburger Senats aufgenommen werden oder die der Linkspartei formt das Bild, das Leser*innen von den Protesten gewinnen.
Welche Akteursgruppen kommen nun in der Berichterstattung zu den G20-Protesten zu Wort? Für diese und die folgenden Analysen wurde ein Ausschnitt der gesamten Berichterstattung, nämlich Artikel, die vom 3. bis zum 10. Juli erschienen, detaillierter analysiert. Aufgrund des großen Umfangs geht aus dem Abendblatt und der Taz nur jeder zweite Artikel in die Analyse ein. Über alle Zeitungen hinweg ergibt sich folgende Aufteilung nach grob differenzierten Sprecher-Kategorien (siehe Tabelle 1): Auf Akteure aus der Bundes- oder Landespolitik entfallen 35,9 Prozent, auf Akteure aus dem Protestspektrum und der G20-kritischen Zivilgesellschaft 21,6 Prozent, auf die Polizei und Geheimdienste 14,6 Prozent und auf Anwohner*innen 7,8 Prozent. Die verbleibenden knapp 20 Prozent entfallen auf die Gruppe anderer und hier nicht kategorisierter Akteure.
Tabelle 1: Sprecher*innen
Taz | SZ | Welt | FAZ | Bild | Abendblatt | MOPO | Gesamt | ||
Polizei | 11,8% | 20,3% | 14,5% | 12,9% | 35,3% | 9,8% | 16,7% | 14,6% | |
Protestakteure | 32,4% | 37,3% | 10,9% | 22,6% | 5,9% | 17,8% | 16,7% | 21,6% | |
Anwohner*innen | 4,9% | 3,4% | 0,0% | 3,2% | 5,9% | 16,6% | 6,1% | 7,8% | |
Politik | 25,5% | 28,8% | 69,1% | 53,2% | 41,2% | 28,2% | 30,3% | 35,9% | |
Andere | 25,5% | 10,2% | 5,5% | 8,1% | 11,8% | 27,6% | 30,3% | 20,1% | |
N | 102 | 59 | 55 | 62 | 34 | 163 | 66 | 541 |
Im Vergleich wird eine Trennung der Zeitungen entlang der politischen Orientierung deutlich. Sprecher*innen aus der Politik sind in Welt (69,1%), FAZ (53,2%) und Bild (41,2%) deutlich stärker vertreten als in den eher liberalen Taz (25,5%) und SZ (28,8%) und auch als in den beiden Hamburger Zeitungen. Auf der anderen Seite ist die Stimme von Akteuren des Protestspektrums in Taz (32,4%) und SZ (37,3%) deutlich präsenter. Anwohner*innen finden insbesondere im Hamburger Abendblatt Gehör (16,6%). Den relativ gesehen größten Anteil von Sprecher*innen aus dem Spektrum der Polizei finden wir in der Bild-Zeitung (35,5%). Die Trennlinie zwischen konservativen und liberalen Zeitungen ist in diesem Fall allerdings nicht zu erkennen. Die SZ räumt Sprecher*innen aus den Sicherheitsbehörden mit einem Anteil von rund einem Viertel viel Platz ein und auch die Unterschiede zwischen Taz und FAZ sind kaum der Rede wert. Aber während diese einfache Auszählung der Sprecher*innen keinen Aufschluss über die journalistische Einordnung und den Umgang mit den Zitaten der Polizei (und anderer Akteure) gibt, zeigt eine qualitative Analyse derselben, dass konservative Medien die Darstellung der Polizei eher übernehmen als liberale Zeitungen. Kritik am polizeilichen Umgang mit den G20-Protesten gibt es dagegen eher in den liberalen Zeitungen (Abschnitt Gewalt im Fokus im Bericht).
Bewertungen
In der Berichterstattung finden sich implizite oder explizite Bewertungen der Protestierenden – in den Aussagen zitierter Sprecher*innen, in der Benennung der Beteiligten oder in der Kommentierung. Für die Analyse wurden auf einer siebenstufigen Skala[1] erfasst, welche Bewertung der Protestierenden sich summarisch aus Urteilen und Bezeichnungen in einem Beitrag ergibt. In Abbildung 2 werden die durchschnittlichen Bewertungen der Demonstrierenden in der Protestwoche vom 3. Juli bis zum 10. Juli grafisch dargestellt.[2] Die gestrichelte Linie markiert den Mittelwert der Zeitungen.
Abbildung 2: Bewertungen der Demonstrierenden
Abbildung 3: Bewertungen, zeitliche Entwicklung
Insgesamt zeichnet nur die Taz ein im Durchschnitt leicht positives Bild der G20-Protestierenden. Alle anderen Zeitungen liegen zum Teil deutlich unter dem ausgeglichenen Wert von 0. Im Vergleich der Zeitungen wird erneut eine ansatzweise Polarisierung erkennbar. Die Taz und mit Abstrichen die SZ stehen den Protestierenden weniger negativ gegenüber als Welt, FAZ und Bild, die zusammen am unteren Ende liegen. Damit wird auch im Kontext der G20-Protesten ein mediales Muster reproduziert, dass auch bei anderen Protestereignissen nachweisbar ist (Studie „Großdemonstrationen in der Medienberichterstattung“). Die beiden Hamburger Zeitungen bilden eine mittlere Kategorie.
Abbildung 3 dokumentiert die zeitliche Entwicklung der Bewertungen in der Protestwoche. Neben der durchschnittlichen Bewertung aller Zeitungen sind die Bewertungen der Taz und der FAZ exemplarisch dargestellt.
Die Bewertungen bewegen sich in den ersten Tagen der Proteste auf einem stabilen, leicht negativen Niveau. Dabei liegt die Taz als einzige Zeitung im positiven Bereich, die FAZ berichtet bereits im Vorfeld der Eskalation sehr negativ über die Protestierenden. Die Bewertungen steigen am 7. Juli sogar leicht an. Die Eskalation der abendlichen ‚Welcome to Hell‘-Demonstration vom 6. Juli sind hier auf Grund des Redaktionsschlusses noch nicht berücksichtigt. Mit den Zeitungsausgaben vom 8. Juli und 10. Juli mit den Berichten zu den Ausschreitungen im Schanzenviertel erreichen die Bewertungen ihren Tiefpunkt. Während die leicht positive Bewertung der Demonstrierenden in der Taz zunächst auch in den Berichten zur ‚Welcome to Hell‘-Demonstration stabil bleibt, dreht sich die Bewertung nach den Ausschreitungen im Schanzenviertel, die sich stark negativ auf den Gesamt-Eindruck der Protestierenden auswirken.
Raum für die Motive des Protests
Der mediale Wirkmächtigkeit von Protest bemisst sich nicht allein durch die Aufmerksamkeit und die Bewertungen, die diesem zuteilwerden. Darüber hinaus geht es auch darum, Themen zu setzen und mit Argumenten in die öffentliche Debatte einzugreifen. In welchem Umfang Leser*innen von den Gründen und Motiven erfahren, die den Protesten zugrunde liegen, wird in unserer Analyse an dem Anteil entsprechender Passagen am Gesamtbericht gemessen. Auch hier zeigt sich, dass die Auseinandersetzung mit den Motiven des Protests zwischen den Zeitungen deutlich variiert.
Die Thematisierung der Protestmotive wurden auf einer Skala von 0-5 kodiert, wobei ein Wert von 5 eine durchgängige Auseinandersetzung mit den Inhalten des Protests anzeigt und ein Wert von 0 keinerlei Auseinandersetzung (Abbildung 4).
Abbildung 4: Auseinandersetzung mit Protestmotiven
Der geringe Durchschnittswert von 0,5 (gestrichelte Linie) verdeutlicht eine insgesamt deutlich nachrangige Auseinandersetzung mit den Motiven des G20-Protests. Erneut zeigt sich zumindest ansatzweise eine Polarisierung zwischen liberalen Medien, die den Motiven überdurchschnittlich viel (aber immer noch wenig) Platz einräumen und den konservativen Medien, die weniger oder im Fall der Bild-Zeitung fast gar nicht auf die Argumente der Demonstrierenden eingehen. Die Hamburger Zeitungen belegen erneut eine mittlere Position.
Fazit
Medien formen das Bild von Protest. Das Bild der G20-Proteste in Hamburg wird von den Eindrücken der Eskalation bestimmt. Das gilt für die mediale Fokussierung auf die konfliktreichen Ereignisse der Protestwoche ebenso wie für die negative Beurteilung der Demonstrierenden und eine sehr geringe Auseinandersetzung mit den Motiven der Demonstrierenden.
Die Unterschiede zwischen den Zeitungen verdeutlichen aber, dass es journalistische Spielräume in der Berichterstattung gibt. Insbesondere die Lokalzeitungen und die Taz zeichnen ein (zumindest relativ gesehen) diverses Bild der Proteste. Eine einseitige Fokussierung auf Gewalt und Konflikt ist nicht zwangsläufig.
Insgesamt zeigt sich eine mehr oder weniger stark ausgeprägte Polarisierung zwischen dem konservativen Spektrum um FAZ, Welt und Bild auf der einen und dem (links-) liberalen Spektrum um die Taz und mit Abstrichen die SZ auf der anderen Seite. Letztgenannte berichten ausführlicher und diverser über die Proteste, sie geben Protestakteuren eher eine Stimme, setzen sich eher mit den Motiven auseinander und bewerten diese im Durchschnitt positiver. Gerade die Taz erweist sich so als relativ protestaffin. Das Gesamtbild der konservativen Medien und der Bild zeugt im Gegensatz von einer allgemeinen Aversion, die sich im Laufe der Eskalation zu einer umfassenden Ablehnung der Proteste zu entwickeln scheint. Die Hamburger Zeitungen bilden eine mittlere Kategorie.
Endnoten
[1] 3 ‚sehr positiv‘, 2 ‚positiv‘, 1 ‚mehr positive Elemente‘, 0 ‚neutral/gemischt/unklar‘, -1 ‚mehr negative Elemente‘, -2 ‚negativ‘, -3 ‚sehr negativ‘
[2] Auf Grund der zahlreichen uneindeutigen als ‚0‘ kodierten Bewertungen werden für die Berechnung der Mittelwerte nur explizit positive und negative Bewertungen berücksichtigt. Der 9. Juli 2017 war ein Sonntag.